Alte Technik hoch aktuell

 
 

Pflanzenforscher, die das Erbgut von Pflanzenarten vergleichen, um den Verwandtschaftgrad der Arten festzustellen und so ihre Entstehungsgeschichte zu ermitteln, kommen mit der DNS des Zellkerns gelegentlich zu andern Ergebnissen, als wenn sie die DNS in den Chloroplasten (Abbildung 1) zugrunde legen. Außerdem finden sie, dass sich unterschiedliche Pflanzenarten, die im gleichen Gebiet wachsen, in ihren Chloroplasten manchmal erstaunlich ähneln. Daher vermuten sie, dass es Wege gibt, auf denen diese Plastiden, in denen die Photosynthese stattfindet, auch über Artgrenzen hinweg ausgetauscht werden können.

Eine Möglichkeit dazu besteht an natürlich vorkommenden Verwachsungsstellen von Sprossen oder Wurzeln. Gelegentlich trifft man in der Natur auf Bäume, die so dicht beisammen stehen, dass sie schließlich an den Berührungsstellen zusammengewachsen sind (Abbildung 2). Ein Austausch von Chloroplasten dort wurde lange nicht in Erwägung gezogen. Forscher des Max-Planck-Instituts für Molekulare Pflanzenphysiologie in Potsdam gingen der Sache nach und untersuchten die Vorgänge an künstlich durch Pfropfen hergestellten Verwachsungen verschiedener Pflanzenarten und fanden tatsächlich wandernde Chloroplasten, aber noch mehr.

 

Horizontale Genübertragung bei der Berührung von Pflanzenteilen – Pfropfen als Werkzeug der grünen Gentechnik


Autorin: Dr. Mechthild Kässer, Diekholzen