Giora Shaviv: The Life of Stars; 504 Seiten; 127 Bilder, davon 80 in Farbe, Springer Verlag Heidelberg 2010, ISBN 978-3-642-02087-2; 106,95 Euro.

Die Erforschung des Entstehens, Leuchten und Vergehens von Sternen wirft bei allem grundlegenden Verständnis noch eine Menge Fragen auf. Von daher spricht der Untertitel des nagelneuen Buchs von Giora Shaviv „The Life of Stars“ auch (frei übersetzt) von der „kontrovers geführten Diskussion um die Geburt und Weiterentwicklung einer Theorie der Sternenstruktur“. Der Autor, ein renommierter israelischer Astrophysiker, legt mit dem Buch weder ein Kompendium kosmologisch-physikalischer Erkenntnisse rund um die Sterne vor, noch schafft er ein Geschichtsbuch zur Kosmologie. Vielmehr handelt es sich um eine Art Kombination dieser beiden Ansätze.

Zu allen Erkenntnissen – in geschichtlichen Abfolgen dargeboten – kommen jeweils die verschiedenen Argumente etlicher Wissenschaftler hinzu. Dadurch wird der Leser in die Lage versetzt, den Wert und die Sicherheit solch einer Erkenntnis selbst zu evaluieren. Man könnte das Buch also auch untertiteln: Wie man zu Erkenntnissen in der Astrophysik kommt.

Diese Art der Darstellung zeigt sich alleine schon an dem hohen Anteil an Kapitelüberschriften, die als Fragen formuliert sind. Da heißt es: How much can a star radiate? Are the stars well mixed? Why is there Chemistry? A snag? (engl. für Pferdefuß) Esoteric mechanisms? – um nur einige Beispiele zu nennen. Schlüsselwörter wie Attempt, Doubts, Horizons oder Difficulties sind ein weiterer Hinweis für diese Art der Darstellung – die durchaus den Verhältnissen in der Astrophysik nahe kommt.

Es ist jedoch nicht so, dass der Leser nur mit Unsicherheiten oder konfrontiert wird. Vielmehr erlebt man die geschichtliche Entstehung der Astrophysik um das Leben von Sternen, und man erfährt, welche Möglichkeiten die Menschen haben, bei ihren Erkenntnissen auf diesem Gebiet weitere Fortschritte zu machen. Teleskope werden angesprochen, Satelliten und schließlich auch die verschiedenen Neutrino-Detektoren beispielsweise. Der Inhalt des Buchs ist jedoch nicht an diesen Instrumente aufgereiht; vielmehr verfolgt der Autor einen roten Faden, der die Funktionalität der Erkenntnisse in den Vordergrund stellt. In neun Hauptkapiteln geht es demnach um 1. das Alter der Erde, 2. die Sternenklassifikation, 3. Atom- und Quantentheorie, 4. Theorie der Sternensstruktur, 5. Sternenchemie, 6. Energie der Sterne, 7. Lebenslauf massenarmer bzw. 8. massenreicher Sterne und schließlich 9. die Sonne.

Für das Verständnis des Textes sind keine besonderen mathematischen oder naturwissenschaftlichen Kenntnisse erforderlich. Allerdings sollte man mit Astronomie- und Kosmologie-bezogenen Einheiten vertraut sein. Der Autor verwendet sie in einer recht dichten Berichtsform. Ein Glossar dafür fehlt jedoch. Inhaltlich schlägt das Buch einen Bogen von der vor-wissenschaftlichen Zeit der Himmelsbeobachtung bis hin zu den modernen Neutrino-Experimenten. Das Buch ist durchaus für eine breitere Leserschaft von unterhaltsamen Nutzen, sofern sie sich für unsere stellare Vergangenheit und Zukunft interessiert. Von daher wünsche ich mir auch eine Übersetzung ins Deutsche, ev. auch in etwas gekürzter Form. Kürzen sollte der Verlag für diese mögliche breite Schicht interessierter Leser jedoch vor allen Dingen den Preis. 106,95 Euro sind für ein unterhaltend-lehrreiches Buch eindeutig zuviel, auch wenn im großzügig und meist gut illustrierten Buch vielfach vierfarbige Abbildungen zu finden sind.          Rolf Kickuth

Das Entstehen, Leuchten und Vergehen der Sterne wirft viele Fragen auf