Farbensehen je nach Lebensumfeld


 
 

Farbe verschafft einen evolutionären Vorteil, beispielsweise zum Auffinden geeigenter Nahrung, zur Warnung vor Gefahren (Abbildung 1) oder zur Wahrnehmung von Emotionen durch die Art der Hauttönung. Farbe ist zunächst einmal eine bestimmte Wellenlänge – oder eine Mischung mehrerer – aus dem Spektrum der elektromagnetischen Wellen, und zwar einem speziellen Teil davon: dem des sichtbaren Lichts. Damit nimmt man schon Bezug auf die Physiologie von Lebewesen, denn prinzipiell unterscheidet sich Licht nicht von Radiowellen oder von Röntgenstrahlung. Dass Menschen elektromagnetische Wellen gerade in einem Bereich von ca. 380 nm (tiefes Blau) und bis etwa 780 nm (dunkles Rot) wahrnehmen, hat mit der Strahlung der Sonne zu tun. Zwischen diesen Wellenlängen liegt das Maximum ihrer Strahlungsintensität (Abbildung 2). Etliche Anteile fallen auch noch ins Ultraviolette – und wen wundert es: Das Erkennen ultravioletten Lichtes ist in der belebten Natur durchaus verbreitet. Hingegen ist es in der Natur mit der Fähigkeit, Bilder im Infraroten zu erkennen, nicht weit gediehen. Wahrscheinlich ist einfach die Energie dieser elektromagnetischen Strahlung zu gering, um geeignete molekulare Veränderungen auszulösen und so eine Signalkaskade in den Organismen freizusetzen. Andererseits schaffen es einige Tiere sogar, die Polarisation des Lichtes zu erkennen und für ihr Verhalten auszuwerten. Die Evolution des Sehens und insbesondere des Farbsehens zeigt auch auf, wie sich Organismen ökologische Nischen erschließen.

Von Tetrachromaten über Dichromaten hin zu Menschen und „Mantis Shrimps“  – schließlich sogar zu biologisch inspirierten Farb-Polarisationsbildsensoren


Autor: Rolf Kickuth