Synthetische Embryonen ohne Eizelle, Samenzelle und Gebärmutter

Dr. Mechthild Kässer

Die Stammzellforschung hat immer wieder mit eindrucksvollen Erfolgen für Aufsehen gesorgt, die jüngste Nachricht aber gilt als Sensation: Es ist erstmals gelungen, Embryonen statt aus Ei- und Samenzellen allein aus embryonalen Stammzellen künstlich herzustellen. In einem ausgesuchten Nährmedium und rotierenden Gefäßen als Gebärmutterersatz wuchsen die sich selbst organisierenden Stammzellen der Maus achteinhalb Tage lang – was fast einer halben Mausschwangerschaft entspricht – zu synthetischen Embryonen heran. Sie waren natürlich im Muttertier erzeugten Mäusen verblüffend ähnlich und entwickelten wie diese schlagende Herzen, Darm und sogar Anlage für Rückenmark und alle Hirnregionen. Sie waren aber nicht länger lebensfähig. Embryonen- und Stammzellforscher überrascht der Erfolg nicht. Zahlreiche Gruppen sind auf diesen beiden eng verzahnten Wissenschaftsgebieten aktiv und stehen miteinander im Wettstreit. Dank moderner physikalischer und molekularbiologischer Methoden lässt sich hier ein riesiges und ergiebiges neues Wissensfeld erschließen.

Leben nachbauen, um es zu verstehen

Eine Mischung von embryonalen Stammzellen und zwei davon abgeleiteten nicht-embryonalen Stammzellarten ist Ausgangspunkt für die Selbstorganisation künstlicher Embryonen.[8] (Abb.: Kässer)

© 2023 Rolf Kickuth zurück zur Startseite